Ein Kromfohrländer mag nur seinen Lieblingsmenschen?

Veröffentlicht am 27. Mai 2024 um 20:53

Tatsächlich habe ich mich bewusst für eine Rasse entschieden, von der ich ausgehen konnte, dass mein Hund mit mir eine enge Bindung eingehen wird. Ich wollte, dass wir uns bei der Arbeit "blind" verständigen und aufeinander verlassen können. Demnach gefällt mir dieser Aspekt an Kromfohrländern ganz gut (haha).

Nun war ich aber nicht alleine mit Baylie, das heißt theoretisch hätte es noch eine andere Person (Dimitri) in unserem Haushalt gegeben, welche genauso gut ihr Lieblingsmensch hätte werden können. Ich mache es kurz, ich bin ihr Lieblingsmensch geworden und ohne mich ist alles vielleicht nicht super doof, aber weniger toll. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wie das passiert ist. Wir wussten, dass die Heimfahrt vom Züchter ins neue Zuhause sehr prägend sein kann. Mit Blick auf meine Arbeit haben wir uns bewusst dazu entschieden, dass ich die etwa 700 km lange Fahrt komplett hinten bei Baylie sitzen werde. Ich saß also die gesamte Fahrt mit ihr auf der Rückbank und habe mich um sie gekümmert - das war für sie scheinbar wirklich etwas Besonderes, denn sie hat sich wirklich auf mich "geprägt". Tatsächlich bin ich in unserem Alltag aber auch diejenige, die die meiste Zeit mit ihr verbringen kann und die "Macht über das Futter" hat, das wird ihre Wahl nochmal gefestigt haben.

Das heißt aber nicht, dass Dimitri ihr völlig egal ist, im Gegenteil. Er hat sich in ihr Herz gespielt und aktiv mit ihr auch alleine beschäftigt. Das war wichtig, denn so konnten die beiden ebenfalls eine enge Bindung miteinander aufbauen.

Wenn ich ohne sie weggehe, macht ihr das deutlich mehr aus, als wenn Dimitri geht. Mir schaut sie längere Zeit nach, bevor sie dann akzeptiert, dass ich nun erstmal wirklich weg bin. Sobald die Akzeptanz da ist, verhält sie sich aber ganz normal; sie trinkt, schläft, spielt mit Dimitri und geht auch mit ihm raus. Wenn nur Dimitri geht, ist das für Baylie sofort okay, weil sie das von Anfang an so kennengelernt hat. Bei uns beiden ist aber relevant, wann wir wieder zurück kommen. Kommen wir später als gewohnt nach Hause, dann wird sie unruhig, hellhöriger für Geräusche und ihr Blick wandert vermehrt zur Tür. Sobald das "verlorene Schaf" dann nach Hause kommt, freut sie sich tierisch, es wird beschwichtigt und direkt das Lieblingsspielzeug für ein gemeinsames Spiel angeboten (vermutlich macht sie das, weil sie denkt, dass die Person dann nicht erneut weggeht).

Anschließend möchte sie bei uns in der "Kuhle" (Kuhle = das Innere eines Schneidersitzes) auf dem Sofa liegen und schläft dann mit einem Seufzer der Erleichterung, dass jetzt alle wieder beisammen sind, zufrieden ein. Die "Kuhle" ist für sie ein Ort an dem sie zur Ruhe kommen und Abschalten kann (und die hat man immer dabei - haha). Das Begrüßungsritual fällt bei mir tatsächlich etwas extremer aus als bei Dimitri. Deswegen achte ich darauf, selbst nicht zu überschwänglich zu sein und mehr Ruhe in die Situation reinzubringen, das hilft ihr.

Im Alltag ist Baylie mehr auf mich fixiert. Sie bekommt zwar alles mit, sie ist ein Kromfohrländer, sie hört Regenwürmer husten, jedoch hat sie mich immer ganz besonders im Blick und reagiert auch auf meine Emotionen am meisten. Deswegen ist es wichtig, dass ich in stressigen und angespannten Situationen authentisch entspannt bleibe, um ihr zu signalisieren, dass ich alles im Griff habe. Das ist mir am Anfang sehr schwergefallen - Baylie war quasi wie ein Lügendetektor, Dimitri als auch mein Umfeld wussten also sofort, wann ich nur so getan habe, als ob mich etwas innerlich nicht bewegt hat (haha). Durch Baylie habe ich also selbst gelernt, deutlich gelassener und entspannter zu werden. 

Das heißt aber nicht, dass sie ausschließlich nur meine Stimmung wahrnimmt. Baylie ist sehr feinfühlig. Sie spürt, wenn es einem Menschen nicht so gut geht und schenkt diesem dann Aufmerksamkeit.

Neben Dimitri und mir hat sie aber auch andere Menschen, die nicht mit uns zusammenleben, in ihr Herz geschlossen. Mit diesen Menschen geht sie problemlos auch ohne uns spazieren oder lässt sich von denen "sitten". Das sind Menschen, die sich viel mit ihr, als sie noch klein war, beschäftigt haben.

Also ja, Baylie hat einen Lieblingsmenschen, liebt aber auch weitere Menschen, die sich ausreichend mit ihr beschäftigt haben, heiß und innig. 

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