Alleine bleiben - Kromfohrländer können nicht gut alleine bleiben?

Veröffentlicht am 27. Mai 2024 um 20:26

Da Kromfohrländer sehr an ihren Menschen hängen und stets darum bemüht sind, ihr Rudel zusammenzuhalten, ist an dieser Aussage durchaus etwas dran.

Dennoch möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass "das Alleinbleiben" zunächst für jeden Hund unnormal und nicht schön ist. Hunde, egal welche Rasse, sind hoch soziale Tiere, die in der Regel in einem Rudel zusammen leben. Für einen Hund ergibt es absolut keinen Sinn, warum man sich voneinander trennen sollte und ausgerechnet ihn alleine zurücklässt. Das heißt, dass zunächst jeder Hund erstmal lernen muss, dass es okay ist, überhaupt mal alleine zu sein. Das ist für manch einen Hund eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.

Tatsächlich gibt es durchaus Rassen, die mit dem Alleinsein besser umgehen können und dementsprechend schneller Fortschritte machen als andere Hunde. Generell sollte aber "das Alleinbleiben" bei jedem Hund gut aufgebaut und trainiert werden, damit der Hund möglichst stressfrei auch mal alleine bleiben kann. Die Dauer und Intensität des Trainings muss hierbei natürlich individuell an den Hund angepasst werden.

Natürlich ist es am schönsten für den Hund, wenn überhaupt nicht die Notwendigkeit besteht, dass er  alleine bleiben muss und die Betreuung immer gesichert ist. Das ist super, trotzdem vertrete ich die Ansicht, dass jeder Hund das Alleinsein für den Notfall lernen sollte, damit das Tier nicht in Panik gerät, falls ein Notfall eintritt und das Tier plötzlich ein paar Stunden alleine bleiben muss.

Mit Baylie haben wir mit dem "richtigen" Training aus diversen Gründen erst ab der 14. Lebenswoche begonnen, was aus heutiger Sicht deutlich zu spät war. Trotz guter Vorbereitung haben wir unterschiedliche Ratschläge zum richtigen Zeitpunkt für dieses Training bekommen, konnten es selbst kaum übers Herz bringen den süßen, weinerlichen Welpen alleine zu lassen und hatten ebenfalls Sorge die Nachbarn mit möglichen Geräuschen und Lauten stören zu können, da wir uns die Erlaubnis einen Hund in der ehemaligen Wohnung halten zu dürfen, hart und mit Auflagen - "er soll bloß nicht stören" - erkämpft hatten. Als wir dachten, dass wir bei einer Stunde angekommen sind und sie diese gut bewältigen kann, haben wir mehrmals die Rückmeldung von Nachbarn erhalten, dass Baylie nach ca. 20 Minuten damit beginnt zu bellen und zu weinen und sobald wir das Gebäude betreten haben schlagartig mit dem Verhalten aufhört. Diese Rückmeldungen haben uns zusätzlich verunsichert. Hinzu kam, dass Baylie nun auch immer öfter mit mir zur Arbeit gekommen ist und darüber hinaus die Betreuung durch eine gute Freundin und eine Hundesitterin gesichert war. Zudem konnten viele Freizeitaktivitäten gemeinsam mit ihr durchgeführt werden; beispielsweise waren wir mit ihr in einem Escape-Room, bei Kunstausstellungen und im Kino. Tübingen war eine sehr hundefreundliche Stadt. Die Motivation, das Training also erneut und kleinschrittiger anzugehen, war entsprechend gering. 

Mit dem Umzug von Tübingen nach Marburg wurde das Thema Alleinbleiben wieder relevant, da meine berufliche Situation sich verändern musste und wir keine Betreuungsmöglichkeiten mehr hatten. Eine Hundepension war für Baylie keine Option und eine dauerhafte Einzelbetreuung wäre zu kostenintensiv gewesen. 

Das bedeutet, dass Baylie im Alter von zwei Jahren das Alleinbleiben in einer Wohnung erneut und von null erlernen musste. Bis zu zwei Stunden alleine im Auto (natürlich nur bei angemessenen Temperaturen) zu bleiben, stellte für sie kein Problem dar. Laut unserer Hundetrainerin ist es für Hunde leichter, in überschaubaren und kleineren Räumen alleine zu bleiben, da weniger von den Hunden "gesichert" werden muss. Diese Tatsache wollten wir gerne für uns nutzen und haben deshalb nach einer Wohnung Ausschau gehalten, die einen kleinen Raum bietet, welchen wir für das Alleinbleiben gut nutzen konnten. 

Nach einem Jahr intensiven Trainings und mit kleinen Hilfestellungen wie Lavendelduft und einer Aufzeichnung von Alltagsgeräuschen kann Baylie jetzt gut fünf und im äußersten Notfall bis zu sieben Stunden alleine in dem Raum verbleiben. Sie frisst, schläft, spielt und trinkt, das wissen wir, weil wir sie über eine Kamera beobachten. Zudem begrüßt sie uns auch nicht überschwänglich, wenn wir die Tür wieder öffnen - an manchen Tagen ist sie sogar verwundert, dass wir die Tür "schon" öffnen und ihre me-time beenden. 

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen, über einen langen Umweg und mit ein paar Tricks bleibt zumindest unsere Kromfohrländerhündin zu unserer Freude stressfrei alleine zu Hause.

Selbstverständlich müssen dafür alle ihre Grundbedürfnisse (Futter, Gassi und Auslastung) erfüllt sein. 

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