Vorbereitungen auf die Geburt

Wenn eine Hündin trächtig ist, entbindet sie im Normalfall ihre Welpen in einem häuslichen und gewohnten Setting. Hier fühlt sie sich wohl und ist umgeben von ihren Bezugspersonen, welche sie während der Geburt gut emotional, ggf. auch praktisch, unterstützen können. Fremde Menschen und lockere Bekannte könnten die Hündin hingegen unnötig stressen und den Geburtsprozess sogar negativ beeinflussen.

Damit die Geburt gut verläuft, ist es wichtig, sich entsprechend auf die Geburt vorzubereiten (Material, Ausstattung, Fortbildungen und Literatur) und sich gut mit seinem Tierarzt abzustimmen. Sollte es während der Geburt zu Komplikationen kommen, ist eine Kontaktaufnahme zur Besprechung des weiteren Vorgehens mit dem Tierarzt zwingend notwendig, um das Leben der Mutterhündin und der Welpen nicht zu gefährden. 

Die Wurfkiste und das Wurfzimmer

Vorrangig dient die Wurfkiste dazu, die frisch geborenen Welpen in den ersten Lebenswochen sicher, hygienisch, geschützt und reizarm zu beherbergen. Viele Hündinnen nutzen die Wurfkiste aber auch gerne als „Nest" während der Geburt, deswegen sollte die Kiste bestimmte Bedingungen (Material, Zugang, Abdeckung, Größe und Distanzrahmen)erfüllen und für die Hündin komfortabel mit Bodenbelag, Einlagen und Auflagen ausgestattet werden. Wir haben uns für eine Wurfkiste aus Holz als Stecksystem mit festem Welpenschutz (Distanzrahmen) entschieden. Bei der Größe haben wir uns an die Vorgaben des Rassezuchtvereins der Kromfohrländer e. V. orientiert und eine Fleece-Decke diente für den Höhleneffekt und als Schutz vor Zugluft als Abdeckung. Für eine bessere Luftzirkulation und zur Vermeidung von Schimmelbildung haben wir zusätzlich die Wurfkiste im Wurfzimmer aufgebockt. 

Das Wurfzimmer ist bei uns bis zur 5. Lebenswoche unser eigentliches Arbeitszimmer, welches für diesen Zeitraum umfunktioniert wurde. Das Schöne an dem Zimmer ist, dass es direkt an unserer Großraumküche angrenzt. Damit ist für die ersten Lebenswochen ein gutes Mittelmaß an Ruhe, Entspannung und gedämpften Alltagsgeräuschen gewährleistet, sodass die Welpen ausgewogen stimuliert und gefördert werden, ohne dabei überfordert zu werden. 

Bevor wir die Wurfkiste final in dem Wurfzimmer platziert haben, haben wir den Raum „pipi-sicher"

gemacht. Hierfür haben wir Vinylboden verwendet, welcher als Isolationsschicht den Boden zusätzlich etwas weicher und wärmer gemacht hat. 

Anschließend war es uns möglich, das Wurfzimmer weiter für die Geburt und Aufzucht auszustatten. Hier haben wir uns an mehreren Checklisten orientiert und die Dinge und Materialien zusammengetragen, die wir als wichtig und notwendig erachtet haben. 

  • Laken, Handtücher, Mullwindeln und Einweg-Inkontinenzmatten (und davon sehr viele),
  • Welpenkennzeichnung (wir hatten farbige Bänder, welche eigentlich gar nicht zum Einsatz kamen),
  • Fieberthermometer (welches auch schon zum Ende der Trächtigkeit zur Bestimmung der Körpertemperatur benötigt wurde),
  • Umgebungsthermometer zur Ermittlung der Raumtemperatur,
  • Handdesinfektionsmittel, Sprühdesinfektion, Oberflächenreiniger und Einweg-Handschuhe,
  • Sterile Arterienklemme und Nabelschere sowie Nabelklemmen,
  • Mundschutz (kam ebenfalls nicht zum Einsatz),
  • Vaseline und Gleitgel auf Wasserbasis,
  • Waage (grammgenau),
  • zuvor erstelltes Wurfprotokoll und Stifte,
  • Wärmeplatte für die Wurfkiste,
  • Abfallbehälter,
  • Schale für Plazenten,
  • Schüssel mit warmem Wasser und Waschlappen,
  • Körbchen mit Wärmeeinlage für die Welpen, um bei Komplikationen in die Tierklinik fahren zu können,
  • Küchenrolle (viel Küchenrolle),
  • Absauger (für Nasen- und Rachenflüssigkeit),
  • Jubin-Gel (Glukose- und Saccharosesirup) als schnell verfügbare Energiequelle,
  • Aufzuchtmilch (Kolostrum-Milch), falls die Milchproduktion ausbleibt,
  • Flaschenwärmer,
  • Fläschchen und Dosierpipette mit geformter Zitze aus medizinischem Silikon,
  • Notfall-Kit, falls während der Geburt Komplikationen auftreten und man zur Tierklinik fahren muss,
  • und noch viel mehr (haha),

Vorboten der Geburt - Vorbereitungsphase

Es gibt einige Anzeichen, die auf eine nahende Geburt hindeuten. Baylie hat bereits eine Woche vor dem Temperaturabfall (Hypothermie) starkes Nestbauverhalten gezeigt. Das heißt, sie hat vermehrt die Wurfkiste aufgesucht und die Einlagen und Auflagen immer wieder neu sortiert und wurde zunehmend unruhiger. Zudem hat sie vermehrt in den Abendstunden gehechelt (ungefähr 3 Tage vor Geburt). Kurz nach dem Temperaturabfall sind auch ihre Flanken deutlich eingefallen und sie hat nun deutlich mehr und fast durchgehend gehechelt.

Milcheinschuss hat sie vor der Geburt nicht bekommen. Der hat sogar erst mit der Geburt des 5 Welpen richtig eingesetzt.

Das Anschwellen (ähnlich der Ödematisierung in der Läufigkeit, nur deutlich schwächer) der Vulva konnten wir in der Form nicht wahrnehmen, evtl. war die Schwellung dafür einfach zu gering und Baylies Fell zu lang. Manch eine Hündin schleckt intensiv ihre Vulva. Dieses Verhalten haben wir bei Baylie nicht bemerkt. Auch den üblichen glasigen und geruchsneutralen Ausfluss konnten wir nicht entdecken. Allerdings duschen wir Baylie auch immer nach dem Spazierengehen gut ab. Demnach kann geringer Ausfluss auch weggespült worden sein, ohne dass dieser zuvor bemerkt werden konnte.  

Viele Hündinnen stellen auch kurz vor der Geburt das Fressen ein, das hat Baylie nicht getan. Was auffällig war, war, dass sie noch mehr als sonst Urin abgesetzt hat.

Für uns mit am beeindruckendsten waren die zunehmenden Bewegungen der Welpen im Mutterleib. Tatsächlich hatten wir sogar den Eindruck, dass sie sich sichtlich absenken und Richtung Geburtskanal bewegen. 


Öffnungsphase 

Nach der Vorbereitungsphase geht die Hündin über in die Öffnungsphase der Geburt. Der Übergang ist manchmal schwer zu erkennen und oft fließend von den Anzeichen her.   

Der zuvor beschriebene Temperaturabfall an Tag 63 der Trächtigkeit beendete die Vorbereitungsphase jedoch endgültig und leitete die Öffnungsphase ein, welche erst mit den Presswehen beziehungsweise mit der Austreibung des ersten Welpen endet. Diese Phase kann 6 bis 24 Stunden und bei Erstgebärenden sogar bis zu 36 Stunden andauern. Bei Baylie hat diese Phase bis zur tatsächlichen Austreibung des ersten Welpen ca. 28 Stunden gedauert. 

In diesem Zeitraum wurde Baylie nochmal deutlich unruhiger, die Atmung wurde schwerer und sie hat stark gehechelt (fast ununterbrochen). Vermutlich hatte sie sehr starke Wehen. Ihre Wurfkiste hat sie nur noch zum Fressen, Trinken und Lösen verlassen.    

Je näher sich Baylie der Austreibungsphase näherte, desto intensiver wurde die Wehentätigkeit. Die Intensität nahm zu und der Abstand zwischen den Wehen verkürzte sich kontinuierlich. 

Protokoll zur Wehentätigkeit

Tatsächlich war es uns sogar möglich, zum Ende hin die Wehen deutlich mit dem bloßen Auge zu erkennen. Wellenförmig zogen sich die Wehen von der Mitte von Baylies Bauch nach hinten. Dort angekommen reagierten Baylies Becken und ihre Hinterbeine mit Zittern und sie jaulte auf. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir den Eindruck, dass es Baylie wichtig war, dass wir an ihrer Seite sind. Von ihrer Liegeposition her hat sie sich mit dem Oberkörper zu Tahnee orientiert und ihren Kopf bei jeder Wehe in den Armen von Tahnee vergraben. Zudem hatten wir das Gefühl, dass es ihr half, wenn wir ihr gut zureden.

Austreibungsphase/Nachgeburtsphase 

In der Austreibungsphase kommt es zur eigentlichen Geburt (Austreibung) der Welpen. Die Phase selbst dauert etwa 3 bis 12 Stunden und bei Erstgebärenden sogar bis zu 24 Stunden. Baylie hat für 7 Welpen insgesamt 4,5 Stunden gebraucht. Das bedeutet, für eine Erstgebärende war sie hier ziemlich schnell. Zu unserer Erleichterung hat sie alle Welpen auch ohne Komplikationen eigenständig zur Welt gebracht. 

Nachdem die äußere Fruchtblase "geplatzt" ist und klare und geruchsneutrale Flüssigkeit (natürliches Gleitmittel) aus der Vulva von Baylie ausgetreten ist, dauerte es nicht mehr lange. Mit Hilfe von sogenannten Presswehen wurde der erste Welpe (Rüde 1) um 18:24 Uhr in Vorderendlage geboren. 

19:13 Uhr erblickte der zweite Welpe (Hündin 1) ebenfalls in Vorderendlage die Welt. Anschließend folgte Welpe 3 (Rüde 2) in Hinterendlage. 

20 Minuten später wurde der 4 Welpe (Hündin 2) ebenfalls in Hinterendlage ausgetrieben. 20:26 Uhr folgte der 5 Welpe (Rüde 3) wieder in Vorderendlage. Anschließend machte Baylie eine Pause bis um 21:18 Uhr Welpe 6 und somit die letzte Hündin in Vorderendlage geboren wurde. Abschließend folgte Welpe 7 (Rüde 4) in Hinterendlage.

Um 22:26 Uhr war die Geburt dann abgeschlossen und wir (alle drei) am Ende unserer Kräfte, aber glücklich und zufrieden, dass alles gut geklappt hat.

Rückblickend betrachtet haben wir Baylie aus Sorge mehr abgenommen als vielleicht nötig war – manch einer würde sagen: „typisch Erstzüchter" (haha). Bei der Geburt des ersten Welpen haben wir Baylie engmaschig begleitet und auch das Abnabeln übernommen. 

Den zweiten Welpen hat sie dann selbstständig aus der Fruchtblase (Amnionhülle) ausgepackt und mit ihren Backenzähnen die Nabelschnur durchtrennt. Für unser Empfinden wirkte das sehr rabiat (was im Nachhinein betrachtet absolut in Ordnung war). Zusätzlich hatten wir den Eindruck, dass sie die Nabelschnur zu nah an der Bauchdecke trennen wollte, weshalb wir mit unseren Fingern zwischen  Bauchdecke und Backenzähnen einen Abstand von ca. 2 bis 3 cm sichern mussten. Danach haben wir ihr das Abnabeln der restlichen Welpen wieder abgenommen. Hierfür haben wir dann sterile Arterienklemmen und eine sterile Nabelschere verwendet. Der Bauchnabel wird in der Regel etwa 2 bis 3 cm von der Bauchdecke entfernt abgeklemmt. Anschließend wird die Nabelschnur mit etwas Abstand oberhalb  der Klemme abgeschnitten (zwischen Klemme und Plazenta). Hier ist es wichtig, die Arterienklemme nicht zu früh zu lösen (erst in ca. 2 bis 3 Minuten), damit der Bauchnabel nicht nachblutet. 

Die Fruchthüllen mussten wir lediglich bei zwei Welpen öffnen. Dies gelingt am besten, indem man die Fruchtblase unterhalb des Kopfes des Welpen öffnet und über den Kopf hinweg zieht. Das Öffnen der Fruchtblase ist besonders wichtig, wenn die Plazenta nicht mehr mit dem Kreislauf der Mutter verbunden ist. Ab diesem Moment bricht die Sauerstoffzufuhr ab und der Welpe bekommt keine Luft mehr oder atmet Fruchtwasser ein. Bei den meisten Welpen ist die Amnionblase aber während der Geburt aufgegangen, sodass kein Handlungsbedarf bestand. 

Je nachdem ist es manchmal auch erforderlich, das Fruchtwasser manuell aus der Nase abzusaugen – das war bei keinem der 7 Welpen notwendig. Was Baylie sehr schön und intensiv direkt nach der Geburt gemacht hat, ist, die Welpen zu schlecken. Das macht die Mutterhündin nicht nur, um die Welpen zu reinigen, sondern hauptsächlich, um ihre „Lebensgeister" zu wecken, sprich die Atmung anzuregen. Das hat wirklich gut geklappt.

Die ersten 5 Welpen hat Baylie für eine Erstgebärende in moderaten Abständen ausgetrieben. Erst nach dem 5. Welpen hat sie sich bei den letzten Welpen jeweils eine längere Pause gegönnt – das ist absolut normal und in Ordnung. Was uns während der Geburt trotz Vorbereitung jedoch sehr überrumpelt hat, war, dass Baylie erst mit der Geburt des 5. Welpen einen richtigen Milcheinschuss hatte. Das hat uns nervös gemacht, sodass wir uns neben 5 quiekenden Welpen schnell um Ersatzmilch kümmern mussten, was sportlich und stressig war – und das eigentlich umsonst, denn parallel zu unseren kläglichen Versuchen, einzelne Welpen mit der Kolostrum-Ersatzmilch zu füttern, setzte die Milchproduktion von Baylie ein. Die Milch hat dann Baylie als Energieshake bekommen (haha). 

Zwischen den einzelnen Austreibungen haben wir Baylie als zusätzlichen Energielieferanten Jubin-Gel (insgesamt 40 g) und Wasser angeboten, beides hat Baylie dankend angenommen. 

Jeder Welpe hat eine Nachgeburt, die Plazenta oder auch Mutterkuchen genannt. Während der Trächtigkeit versorgt genau diese Plazenta den Welpen mit allen nötigen Nährstoffen. Oft kommt die Plazenta direkt mit dem Welpen raus oder kurz danach. Das kann auch schonmal gut 15 Minuten dauern (Nachgeburtsphase). Eine instinktsichere Hündin frisst die Plazenta, denn diese versorgt die Hündin während der Geburt mit zusätzlichen Nährstoffen. Es ist aber nicht immer ratsam die Hündin alle Plazenten fressen zu lassen, weil viele Hündinnen davon Durchfall bekommen. Wie bei allen leckeren Dingen im Leben gilt für die Hündin hier in Maßen sprich 2 bis 3 Plazenten sind absolut ok - Baylie hat es geschafft 6 von 7 Plazenten zu ergattern. Mit der Folge, dass sie die darauffolgenden Tage sehr dunklen und weichen Stuhl hatte. 

Nach der Geburt durfte Baylie sich ausruhen und sich auf ihre Welpen konzentrieren, und das hat sie von Minute 1 an sehr liebevoll und hingebungsvoll getan. Also hat sie die Welpen gut angenommen. 

Nun galt es an uns zu überprüfen, ob mit Baylie und den Welpen alles in Ordnung ist. Baylie war erschöpft, aber es ging ihr gut. Alle Nachgeburten wurden ausgetrieben, das Abtasten des Bauchraums (im Stehen) war unauffällig und ihre Körpertemperatur lag im Normalbereich. 

 

Bei den Welpen haben wir folgende Dinge überprüft:

Bekommt der Welpe gut Luft?  Ist die Mundhöhle und Nase frei von Schleim und Fruchtwasser?  Liegt eine Gaumenspalte/Hasenscharte vor?  Liegt ein Rolllid (Entropium) vor?  Sind die Augen angeschwollen?  Gibt es eine Afteröffnung?  Hat der Welpe Fehlbildungen (fehlende Gliedmaßen, offene Bauch- oder Schädeldecke)?  Welches Geschlecht hat der Welpe?  Wurde evtl. doch zu kurz abgenabelt? Blutet etwas nach? Welcher Nabel muss im Blick behalten und mit Jodsalbe behandelt werden?  Bewegt sich der Welpe?  Findet er eigenständig die Zitze?  Hat er einen Saugreflex?  Wie ist das Gewicht und liegt es im Normbereich?

 

Tatsächlich gab es einen Welpen (Welpe 4/Hündin 2), bei dem wir nachträglich noch Schleim aus dem Mundraum entfernen mussten, damit dieser gut trinken kann.

Baylie selbst und die Wurfkiste haben wir zwar gereinigt, aber nur grob. Wir wollten Baylie und die Welpen nicht zu sehr stören und haben nur das Nötigste getan. Die richtige Reinigung erfolgte dann am Folgetag in der Früh.


Bilder von der Geburt